Dem Wunsch meiner Kinder nach Gruppenzugehörigkeit entsprechend, suchten wir uns eine passende Lerngemeinschaft, die von einem Ehepaar – die Frau ist ebenfalls Lehrerin und Großfamilienmama -geleitet wird. Da sind wir nun einmal im Monat eine Woche lang dabei und spielen und lernen gemeinsam. Soweit so gut, alle sind glücklich.
Zumindest fast alle, wären da nicht meine immerwährenden Sorgen darüber, alles richtig zu machen…
Ich gebe zu, diese Mama und ich könnten unterschiedlicher nicht sein. Egal wann ich sie antreffe, ich habe sie noch nie anders erlebt, als tiefenentspannt. Das heißt nicht, dass sie nichts tut, im Gegenteil. Es ist mir eher ein Rätsel, wann sie schläft. Und doch reißt ihr niemals der Geduldsfaden. Niemals kommt ein unkontrolliertes oder gar böses Wort. Dabei scheint um sie herum ein Chaos zu herrschen, das ich nur selten durchschaue. Da wird geschrieben, gebastelt, gefilzt, während andere Kinder herum toben, Fragen stellen, Essen machen oder die Kleinen mit rohen Eiern in der Küche spielen.
Ich bin so programmiert, dass ich Ordnung halten muss. Nein, es ist überhaupt nicht sauber bei uns, aber ich brauche eine gewisse Ordnung, um überhaupt denken zu können. Ich habe gelernt, eines wegzuräumen, bevor ich mit dem anderen anfange. Und ich vermute fast, dass es genau diese Wichtigkeit meiner (auch inneren) Ordnung ist, die mich an dem ganzen Prozess hier stört.
Diese Mama sagt selbst, sie kann das Chaos ausblenden. Sie schafft es, die Unordnung zu übersehen. Sich auf Dinge zu konzentrieren, die für sie Priorität haben. Und so kommt sie auch zu ihren Yogaübungen, schafft es für ihre 8! Kinder zu sorgen und „nebenbei“ Geld zu verdienen. Und das alles mit absoluter Ruhe. Ohne jemals hektisch zu wirken.
Ich hingegen – seh mir zwar sehrwohl mit den Kindern den Regenbogen an. Weil der ja weg sein wird, bis ich mit Aussortieren fertig bin. Dennoch ist mir meine persönliche Ordnung sehr wichtig. Ich kann zum Beispiel kein Essen zubereiten, wenn ich in der Küche kaum Platz dafür finde. Ich kann mich nicht zum entspannen auf die Couch legen, wenn das Wohnzimmer zum Kriegsgebiet erklärt wurde. Ich mag auch nicht in die Badewanne, wenn das Badezimmer versaut ist. Genauso wenig kann ich arbeiten, wenn sich am Bürotisch die Dinge höher stapeln als mein Laptop hoch ist. Und für diese Dinge geht natürlich Zeit drauf, die ich auch mit den Kindern aktiv verbringen könnte. Wobei wir ohnehin immer zusammen sind und das meiste gemeinsam erledigen. Trotzdem…
Da sitz ich nun in dieser lieben Gruppe dabei und ziehe meine Vergleiche.
Menschen, die anders leben als der Mainstream haben mich ja immer schon fasziniert. Die Unterschiede zwischen uns fallen mir sofort auf und ich beobachte fasziniert, wie es anders gehen kann. Ich sag nicht, dass diese Art und Weise besser ist, will das auch gar nicht beurteilen. Jeder geht seinen eigenen Weg. Mir fällt bloß auf, dass es möglich ist, sich weniger Sorgen zu machen, weniger alles unter Kontrolle halten zu müssen und viel mehr in dem Vertrauen zu leben, dass alles zur richtigen Zeit am richtigen Ort geschehen wird.
So what, take it easy!
Kerstin
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