Ina sagt: “Ich möchte auch gerne so leben, wie du das momentan machst. Ich spüre, es würde mir gut tun. Aber bei uns geht das einfach nicht.”
Ich kenne Ina. Ich sehe sie vor mir. Sie trägt ungefähr 10.000 kg Ballast auf ihren Schultern, der nicht mal ihr gehört. Sie hat sich einen Schutzmantel um ihren Körper zugelegt, damit sie ihre Gefühle nicht wahrnehmen muss. Damit sie sich nicht spüren muss.
Man kann Gefühle nämlich (weg)essen, weißt du? Ich kann das auch!
JAHRZEHNTELANG! hab ich meine Gefühle, anstatt sie einfach da sein zu lassen, mit Essen hinunter gewürgt. Am besten geht das mit zuckerhaltigen, fettigem Essen, das keinerlei Nahrung für Körper oder Seele bietet.
Es geht auch damit, mir Situationen und Lebensumstände schön zu reden, obwohl ich im Inneren ganz genau spüre, dass es für mich nicht gut ist. Das trifft Liebesbeziehungen genauso wie Freundschaften oder gezwungenermaßen Arbeitskollegen.
Das trifft die Familie, die mich in meiner Einzigartigkeit nicht sehen will.
Vielleicht hast du einen Job, den du sogar ein bisschen magst? Stehst du morgens auf, um in die Arbeit zu gehen? Mit welchem Gefühl stellst du deinen Wecker ab? Springt dein Herz schon vor Freude darüber, dass du nun aufstehen darfst, einen neuen Tag mit einem grandiosen Lächeln begrüßen und dankbar sein darfst?
Eher nein, oder?
Mir ging es nicht viel anderes. Und Ina geht´s vermutlich genauso.
Ich habe ein riesen Haus und einen noch größeren wunderschönen Garten. Einen Mann, 2 Kinder, einen Hund, 4 Meerschweinchen, 14 Fische und bis vor kurzem auch noch ein Pferd. Nachdem meine Tochter zur Welt kam, bauten wir in meiner Karenz unser Haus. Die meiste Zeit ohne Fremdarbeiter. Nachdem ich wieder schwanger war, zogen wir schnellstmöglich ein, um Geld zu sparen. Mein Sohn kam im Mai zur Welt und im Herbst ging ich nach insgesamt 2 Jahren Karenz wieder arbeiten. Weil mir nach einem Jahr dann so langweilig war, begann ich ein weiteres Studium, welches ich 4 Jahre später auch beendete. Natürlich neben der Arbeit als Lehrerin, dem Haus, dem Mann, den beiden Kleinkindern, den Hobbies usw. Oh, der Garten. Mein Anspruch ist es ja auch, Obst und Gemüse selbst zu ziehen!
Und zu keiner Zeit war ich wirklich glücklich.
Kannst du dich etwas darin erkennen? Ich schreibe das hier nur, weil ich dir aufzeigen will, dass dich dein ganzes Hab und Gut nicht glücklich machen wird, wenn es vielleicht gar nicht zu dir passt.
Genauso wird es dich unglücklich machen, wenn du ständig versuchst, – wie ich übrigends -alles auf einmal zu machen. Lange Zeit durfte ich mir von meinem Coach anhören, dass nicht Multitasking zur Inneren Ruhe und Glück führt. Sondern Singletasking . Eines nach dem Anderen…
Klar, könnte man sich weiterhin anpassen und so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Fakt ist aber, dass du nur dann glücklich werden kannst, wenn du dein ur-eigenstens Leben lebst, nämlich das Leben, welches sich für dich absolut perfekt anfühlt. Das ist die einzige Perfektion, nach der du streben solltest!
Ein perfektes Leben zu leben bedeutet für mich, auf meine Intuition zu vertrauen. Fühlt sich mein Bauchgefühl in der ersten Reaktion gut an, kann ich getrost “Ja” sagen. Fühle ich mich unwohl bei einer Frage oder einer Überlegung, dann ist das ein klares “Nein”.
Wir wissen selbst ganz genau, besser gesagt, unser Herz weiß ganz genau, was richtig ist für uns. Wir dürfen uns erlauben, auf dieses Gefühl zu hören. Das bin dann nämlich ICH, so wie ich bin.
Herauszufinden, was ich leben möchte, ist ein Prozess.
Auch jetzt ändert sich das noch. Und das darf es auch. Sonst wäre es ja langweilig.
Irgendwie macht mich Inas Aussage heute sehr traurig.
Es stimmt nämlich nicht. Es ist schlicht und einfach nicht wahr, dass du nicht das leben kannst, was du willst! Wir haben immer die Wahl!
Ich bin das beste Beispiel dafür.
Ja, die letzten Jahre waren alles andere als leicht. Und wer kennt das nicht, dass man nur etwas ändert, wenn der Leidensdruck so groß ist, dass es nicht mehr anders geht?
Meine Frage an dich:
Auf was wartest du?
Ist es wirklich sinnvoll, erst dann etwas zu ändern, wenn nichts anderes mehr geht? Wenn der Körper streikt, das Hirn nicht mehr funktioniert, und du vor Kummer, Traurigkeit und Erschöpfung nicht mehr aus und ein weißt?
“Nein, natürlich nicht!” höre ich dich sagen und ganz leise ein “das betrifft mich ja zum Glück nicht.”
Sich selbst ins Fäustchen zu lügen, das können wir alle gut, nicht wahr?
Nimm deine ganzen “Ja – aber”, die beim Lesen hier entstanden sind, und schreib sie einmal auf.
Du wirst Glaubenssätze entdecken, die du automatisch meist schon in deiner frühen Kindheit gespeichert hast. Diese Glaubenssätze sind es, die dir dein Leben sehr schwer machen können.
Beispiele für (teilweise) negative Glaubenssätze (Märchen über uns oder die Welt):
• Das werde ich nie lernen.
• Ich kann mir keine Namen merken.
• Ich war schon immer schlecht in…
• Ich brauche eine Beziehung, um glücklich zu sein.
• Wenn ich nur mehr Zeit hätte….
• Wenn ich einen anderen Partner geheiratet hätte…
• Wer hoch hinaus will, fällt tief.
• Wer rastet, der rostet.
Bei jeden Glaubenssatz von dir fragst du dich:
1) “Ist das wahr?”
2) “Kannst du mit absoluter Sicherheit wissen, dass das wahr ist?”
3) “Was passiert, denn du diesen Gedanken glaubst?”
4) “Wer wärst du ohne den Gedanken?”
Sehen wir uns diese Fragetechnik mal an:
“Wer rastet, der rostet” heißt ein altes Sprichwort. Doch stimmt das eigentlich wirklich? Bin ich mir ganz sicher, dass ich keine Pausen machen darf? Das ich immer der Zeit, dem Geld etc. hinterherlaufen muss, weil sonst alles schiefgeht?
Du siehst, wenn du dich mit einem Gedanken, einem Glaubenssatz, einen Glaubensmuster von dir auseinander setzt, kommst du drauf, dass es kompletter Bullshit ist. Und doch leben die meisten Menschen unbewusst diese Glaubenssätze und wundern sich dann, warum sie unglücklich und erschöpft sind.
Diese Fragen vereinfachen viele Situationen, einfach weil sie uns bewusst machen, dass viele Dinge, die wir von uns und der Welt glauben, einfach nicht wahr sind. Sie hatten früher vielleicht mal ihre Berechtigung, dennoch finde ich es nötig, unsere Prizipien zu überprüfen. Passen sie überhaupt zu mir? Die meisten Dinge, die wir über uns selbst und die Welt glauben, haben wir als Kinder verinnerlicht und seither nicht mehr revidiert. Das mag bei manchen Sachen vielleicht gut sein, bei anderen verursachen sie unnötigen Stress. (Wer rastet, der rostet)
Ich wünsch dir ganz viel Mut!
Deine
Kerstin
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Du sprichst mir aus der seele.