Der leidenschaftlich reitende Labrador

MumAcademy

Im Moment sitze ich in einer Reithalle und sehe meiner Tochter bei ihrer Reitstunde zu. Ok, ich seh mit halbem Auge zu, weil ich mit dem anderen diesen Artikel schreibe.

Wie soll ich euch meine Gefühle beschreiben? Es ist ein Traum, gemeinsam mit seinem Kind reiten zu können. Deswegen freu ich mich auch so, dass sie diese Leidenschaft mit mir teilt. Genauso, wie sie jetzt, saß ich damals als Mädchen völlig verliebt auf dem Pferd, eine innere Freude, die kaum größer sein könnte. Dieses Gefühl der Freiheit, das Verbunden sein dem Pferd gegenüber. Der Geruch, wenn das Pferd warm wird, ach was, der Geruch überhaupt. Viele behaupten ja, es stinkt. Das konnte ich noch nie nachvollziehen. Für mich war es immer das beste Parfüm der Welt.

Das Hinfiebern auf die wöchentliche Reitstunde. Diese Aufregung, diese Vorfreude. Stundenlang im Reitstall abzuhängen, Schmusen mit den Pferden, den Dreck an den Händen und in jeder Ritze. Dieser Geruch, hab ich den Geruch schon erwähnt?

Später dann das erste eigene Pferd. Die Freude ist grenzenlos. Denn wenn es der Duft deines eigenen Pferdes ist, der dir in die Nase steigt, ist das der Hammer. Vermag sich jemand vorzustellen, wie sehr das Herz vor Liebe überschäumt?

Zu dieser Zeit wollte ich immer Reitlehrerin werden. Daran hat mich meine Tochter heute erinnert, als wir her gefahren sind. Auch sie hegt diesen Wunsch im Moment.  Schon mal hab ich diese Woche an „Berufung“ allgemein gedacht, was unweigerlich zur Folge hat, welche denn meine ist.

Gebracht hat mich auf diese Gedanken meine Labrador Hündin Paula. Der Labrador wurde in England gezüchtet, damit er die Fischernetze ausbringt. Folge dessen muss er bei jeder Witterung ins Wasser und muss verdammt gut schwimmen können. Aber nicht nur das, er muss schwimmen WOLLEN. Denn sonst wird er seinen Arbeit nicht gut erledigen.

Wie alle Labis schwimmt auch meine für ihr Leben gerne. Genauso gehört das. Was mich aber fasziniert ist, dass sie, einmal „Wasser“ geschnuppert, kaum mehr in der Lage ist, sich auf etwas Anderes zu konzentrieren. Sie ist so auf ihre Leidenschaft, ihre Berufung fixiert, dass ich glatt neidisch werden könnte.

Hast du schon einen Labrador gesehen, der in seinem Element ist und komplett „wasser-gesteuert“ Stöcke und Wurfgegenstände aus dem Wasser holt?

Am Wasser in der Frühlingssonne sitzend, dachte ich darüber nach, welcher Beschäftigung ich mit dieser immensen Ausdauer, Freude und Engagement nachgehe. Suchte die Parallelen zwischen meinem Hund und mir. Genoss es, ihr in ihrem Eifer zu zusehen.

Heute stieß ich auf einen tollen Artikel von Gilbert Ross, in dem er schreibt, seine Berufung zu finden, wäre wie die Fernbedienung im vermüllten Haus zu suchen. Erst wenn du zusammenräumst (und einfacher lebst), wirst du sie mit klarem Blick erkennen können. Denn wenn die Wohnung frei ist, liegt sie einfach da. Man sieht sie auf den ersten Blick.

Zugegeben: dazu ist mir persönlich einfach nur eingefallen, dass wir genau das mit unseren Kindern machen. Schule in der jetzigen Form müllt unsere Kinder zu. Sie müssen zu jeder Zeit alles können, am besten schon in der Volksschule. Damit sie im Gymnasium Zeit haben, Dinge zu lernen, die sie im praktischen Leben nie wieder brauchen werden. Der freie Blick auf die Fernbedienung, also auf ihre ganz ureigensten Fähigkeiten, ihre Berufung, wird dadurch verdeckt.  Dann stehen sie mit 30 (so wie ich) da, und sind erst recht wieder auf der Suche nach dem Ihren. Dem, was sie in die Welt bringen können. Dem, was sie so voller Leidenschaft tun, wie der Labrador Wurfgeschosse aus dem Wasser zu holen.

Also räume ich auf. Innerlich und äußerlich. Ich entrümple und entsorge.  Damit der Blick wieder frei werden kann.

Das ist ein Prozess. Das geht nicht von heute auf morgen. Alles andere wäre aber auch gar nicht sinnvoll. Eines nach dem Anderen lässt mich zum Ziel kommen. Single-Tasking, not Multitasking!

Schon über 10 Jahre beschäftige ich mich intensiv mit meinen Lieblingsthemen. Und das sind viele 😊  – Energetik, Selbstversorgung, Beziehung statt Erziehung, alle wesentlichen Kinderthemen wie Langzeitstillen, Tragen, Familienbett,… Reisen, Yoga, vegane bis rohvegane, zuckerfreie, glutenfreie und sojafreie Ernährung (= CleanEating), Freies Lernen (im Moment mit Homeschooling-Anteilen), Impffrei und Alternative Medizin, Frei Leben…

Nicht alles gelingt sofort. Viele Themen brauchen Zeit und ich durfte gerade in den letzten Monaten lernen, dass ich es annehmen darf, ohne zu verurteilen. Ich gehöre ja eher zur ungeduldigen Sorte, deswegen ist es nicht leicht für mich, freundlich zu mir selbst zu sein, wenn ich wieder mal in die Zuckersucht zurückfalle. Oder den Salat kaufe, weil ich mir zuwenig Mühe gegeben habe, den Schnecken Herr zu werden.

Nachsicht mit mir zu haben gehört also nicht zu meinen Stärken. 😊 Nichts desto trotz merke ich, dass ich meinen Idealen immer ein Stückchen näher komme. Weil viele Dinge, die vor Jahren noch mühsam waren, wie zB. vegan zu kochen, mir heute in Fleisch und Blut übergegangen sind und ich auch beim Einkauf nicht mehr darüber nachdenken muss. So ist jetzt wieder Zeit für etwas Anderes, das ich vertiefen möchte.

So komme ich den Themen, die mich tatsächlich interessieren, immer näher. Da hats der Labrador eindeutig einfacher. Der weiß spätestens dann, wenn er das erste Mal in seinem Leben Wasser sieht, was seine Berufung ist.

Was wohl wäre, wenn wir aufhören würden, unsere Kinder zu zu müllen?

 

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Von Kerstin

*Lehrerin für landwirtschaftliche Fachschulen *Mama von 2 Teenagern, die seit 2016 durchgehend im häuslichen Unterricht sind *Spirituelle Frauenbegleiterin, Pferdegestützter Caoch & Lebensfeuerentfacherin (emotionale) Freiheit, Tanzen, Reisen, Pferde Ich liebe es, dich in deine Mitte zu begleiten, dich zu motivieren und dir zu zeigen, dass du so wie du bist, vollkommen richtig und wichtig bist! Wenn du magst, bringen wir all die traurigen Anteile in dir in Heilung und stärken dein Ja für dieses Leben! With Love, deine Kerstin

4 Kommentare

  1. Super Artikel! Vielen Dank für deine Offenheit, viele Teile von deinem Text kenne ich aus persönlicher Erfahrung….. :-)!!! Sonnige Grüsse nach Österreich 😉

    Glg Nicole

    ps.: Ich bin im Sommer für ca 14. Tage in Oö., vielleicht seid ihr ja auch zufällig, irgendwo da….würd mich freun die/euch persönlich kennenzulernen!!

  2. Liebe Kerstin,
    toller Artikel! Ich bin selber super Pferde-verrückt und habe diese Leidenschaft an beide meiner Töchter weitergegeben. Besser hätte es gar nicht kommen können! <3 🙂

    Weiter so und LG, Steffi

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