So wie auch voriges Jahr versuchten wir heuer eine geeignete Prüfungsschule für unsere Kinder zu finden. Da wir letztes Jahr diesbezüglich viel gelernt hatten, bereiteten wir uns heuer sehr gut vor und legten sehr viel Wert auf die Schulwahl. Der liebevolle Umgang mit den Kindern auf Augenhöhe und eine Wertschätzung gegenüber Kindern im häuslichen Unterricht standen ganz oben auf der Liste von Dingen, die für uns von größter Bedeutung war.
Bereits am Schulanfang war für uns klar, dass wir uns gerne einer Lerngruppe anschließen wollten.
In einer – für uns passenden- Lerngruppe konnten wir alles Wichtige für uns und unsere Kinder verwirklicht sehen. Jeder Mensch gehört gerne wo dazu. Nicht nur innerhalb der Familie, wo der Zusammenhalt gegeben sein sollte, sondern auch außerhalb. Gerade, wenn die Kinder älter werden (9+) gewinnt dies enorm an Bedeutung.
Und so sitzen wir heute hier, in der Integrativen Lernwerkstätte Brigittenau, und viele Gesichter kennen wir bereits. Dies hat den Vorteil, dass Julian etwas ruhiger werden kann, weil nicht alles mehr ganz so fremd ist. Dafür ist das Klassenzimmer gut gefüllt und es laufen viele nervöse Eltern herum, die von den aufmerksamen Lehrern bald gebeten werden, das Schulhaus zu verlassen.
Ich hab mich früh genug in eine hintere Ecke am Gang verzogen und wurde dankenswerterweise übersehen.
So konnte ich viel vom Geschehen miterleben und in mir kam tiefe Freude und so viel Liebe hoch. Noch selten habe ich einen so wertschätzenden Umgang mit den Kindern gesehen. Die Freundlichkeit und das ehrliche Interesse dem gegenüber, was die Kinder ganzes Jahr gemacht haben, lässt auch mich tief bei mir ankommen. Es gibt es doch, das liebevolle Miteinander in einer Schule. Ich bin glücklich und zutiefst zufrieden.
Dazu muss ich aber erwähnen, dass diese tollen Menschen hier (die Lehrer) für eine abgenommene Externistenprüfung sage und schreibe 2€ bekommen und dies noch dazu in ihrer Freizeit tun müssen. Dem Geld wegen sind sie also nicht so freundlich. 😊
Jetzt sitze ich also hier und warte darauf, dass mein Sohn die dritte Schulstufe abschließen kann mit dieser Prüfung.
Und freue mich, wider Erwarten darüber, dass er zeigen darf, was er alles kann. Darüber, dass er nicht nur geprüft wird, sondern dass man sich mit ihm unterhält und ihm zuhört. Wertschätzend, liebend zuhört.
Der erste Teil besteht aus einer schriftlichen Prüfung, wo Rechnen, Schreiben und Lesen abgeprüft wird. Der Teil dauert ca. 1-2 Stunden.
Dann gibt’s kurz Pause. Im Anschluss daran darf jedes Kind ein (vorbereitetes) Referat halten, was ca. 10 Minuten sein soll. Außerdem zeigen sie Lieder, Turnübungen und ihre Zeichnungen und Werkstücke, die sie ganzes Jahr über gesammelt haben.
Das ist wichtig für die Kinder. Sie bemühen sich, bewahren ihre Schätze auf in der Hoffnung, sie zeigen zu dürfen. Und sie möchten darüber reden. Wie ist etwas wann und warum entstanden. Das kann natürlich dauern! Mein Dank gilt diesen wundervollen Menschen, die nicht nur die Kinder und das Leben lieben, sondern auch in ihrem Beruf ihre Berufung gefunden haben!
Einen Tag später durfte meine Tochter (5.Schulstufe) ihren Lernzuwachs zeigen.
Auch hier gingen wir in der Gruppe zur Prüfung. Den schriftlichen Teil durfte ich begleiten und konnte so den Kindern alleine schon durch meine Anwesenheit Sicherheit bieten. Dies ist sehr wichtig.
Wir wissen aus den neuesten Forschungen, dass Stress, Druck und Angst keine guten Begleiter sind und die Kinder unter solchen Umständen blockiert sind und keineswegs Höchstleistungen zeigen können.
Und die müssen sie zeigen, denn sie wissen, was für sie auf dem Spiel steht.
Kinder im häuslichen Unterricht lernen zu lassen, ist in Österreich zwar legal, dennoch nicht gern gesehen. Unsere Kinder haben kaum Rechte, sie bekommen nicht mal einen Schülerausweis und damit Bahnvergünstigungen, weil sie ja keine Schüler sind. Sie müssen die Prüfungen auf Anhieb in allen Fächer bestehen. Wohlgemerkt, wir reden hier von Jahresstoffprüfungen in allen Fächern bis auf Turnen. Wir sehen es als gute Vorbereitung für die Matura! 😉 Da ich selbst unterrichte, weiß ich aus Erfahrung, dass nicht viele ein Schüler/eine Schülerin am Schulschluss TROTZ Schulbesuch im Juni eine Jahresstoffprüfung in allen Gegenständen auf Anhieb bestehen würde.
Aber gut, wir haben uns das ausgesucht und möchten auch so weitermachen. Deswegen ist es wichtig, dass die Kinder den Stoff verstehen und anwenden können. Denn auswendig lernen bringt bei der Fülle an Stoff nichts. Auskotzen brauchen sie es dafür aber auch nicht. Wer in einem Fach durchfällt, hätte zwar theoretisch das Recht, die Prüfung zu wiederholen. Dies lässt die Praxis aufgrund der Abmeldefristen zum häuslichen Unterricht für das Folgejahr allerdings nicht zu.
Also wissen die Kinder, dass sie bestehen müssen, um weiterhin zuhause lernen zu dürfen. Ansonsten müssten sie ja das Jahr in der Schule wiederholen und dürften auch nie wieder in den häuslichen Unterricht abgemeldet werden.
Ganz schön viel Druck für ein Kind, oder?
Das nehmen wir in Kauf, weil dieses Modell am besten zu uns passt und wir – wie jeder andere vermutlich auch – die beste Bildung für unsere Kinder möchten.
Für heuer jedenfalls haben wir unsere Prüfungen gut hinter zu gebracht. Für meine Tochter war es – trotz eines Hängers in Deutsch mündlich – überhaupt kein Problem.
Geprüft wurde Mathe, Deutsch und Englisch schriftlich und mündlich. Zusätzlich in der 5. Schulstufe Geografie, Biologie, Musik, Bildnerische Erziehung und Werken.
Die Vorbereitung erfolgte wie schon erwähnt, teils in der Lerngruppe (teils, weil sehr weit weg) und teils zuhause. Wobei sie zuhause echt gut und viel gearbeitet hat. Der Antrieb kam da fast ausschließlich von ihr selbst, weil ihr der Stoff viel Spaß gemacht hat. Vieles hat sie natürlich schon gewusst und war nicht neu. So ist sie in Englisch recht weit, weil wir einfach auch viel reisen und sie die verschiedenen Sprachen braucht.
Auch an der Mittelschule fanden wir eine absolut wertschätzende, liebende Atmosphäre.
Der Direktor lebt einen dermaßen würdevollen, wertschätzenden Umgang mit den jungen Menschen, dass ich, wie tags zuvor schon einmal, vor Rührung und Freude fast geheult hätte. Genauso hab ich mir es für meine Kinder gewünscht und genauso ist es abgelaufen.
Mein Fazit als Mutter für die Prüfungen würde wohl noch viele Seiten füllen, deswegen wird es an dieser Stelle einen weiteren Artikel geben. So viel sei allerdings gesagt:
DU musst ganz klar wissen, was DU dir für deine Kinder wünscht.
Ich hab mir tatsächlich ein Mindmap gemalt, das am Visionsbord hing. Genau aufgeschrieben und liebevoll gestaltet, wie diese Prüfung ablaufen soll und was ich mir für meine Kinder wünsche. In erster Linie eine wertschätzende, liebevolle Atmosphäre. Und das ist voll und ganz aufgegangen. 😊
Danke geliebte geistige Helfer!